Vom Träumen
Sitze im Auto,
Fahre bei der Musik von Radio FRITZ:
Durch die Allee — Peter Fox –
Alles flirrt bunt – fliegt vorher –
Draußen Hitze
Weite Felder
Der Horizont – noch weiter, noch höher.
So ganz anders, als die Berge im Sauerland, meiner alten Heimat.
Brandenburg – meine neue Heimat?
In dieser Gegend ist man entweder fremd oder Zuhause, jedenfalls ist man in ihr unterwegs.
Also fahre ich – mit dem Rad, mit dem Auto oder ich wandere.
Es steckt ein Sehnen dahinter und ein Suchen – dieses Land hat mich berührt –
in seiner Ruppigkeit und seinem herben Charme,
nichts ist wirklich glatt, wie der Räuberputz an vielen Häusern.
Ständig ist da etwas, das nicht ganz stimmt, auch wenn es nie ganz falsch ist.
Weite – Wasser – Sand – Kiefernwälder, die aussehen wie Pinienhaine;
mal ein bisschen wie in Italien – mal ein bisschen wie in Polen.
Wie auch die alten Schlösser, die Gebäude, noch nicht feingeputzt, so wunderbar morbid.
Ja, wie gut dass Schinkel in Italien war und seine italienischen Eindrücke hier wieder entstehen lies,
und Fontane, der durch die Mark Brandenburg gewandert ist…
– ich tauche ein – und bin GLÜCKLICH hier.
Ich sehe die Bilder meiner Kindheit in den Fünfzigern – im Westen –
dort alles baumarktneu, die Strassen begradigt, die Begonien an den Fachwerkhäusern,
ganz adrett und sooo sauber alles…
Hier – die Dörfer mit ihrem Anger + in der Mitte die Feldsteinkirche und der kleine Friedhof dahinter.
Die Vierseitenhöfe und die langen Felder dahinter und alles ein bisschen bucklig,
bis auf die Strassen, die sind nachwendeneu.
Und dann lege ich mich ins Grass und schaue in den Himmel – und träume – auch vom weggehen…
Das reicht, um immer wieder hier zu bleiben.
Birgit Borggrebe, Potsdam 2009