Erfindungen vom Paradies – Zur Malerei von Birgit Borggrebe

Erfindungen vom Paradies – der Titel hat Sie sicherlich neugierig gemacht …
Was erwartet uns hier?
Dass Birgit Borggrebe das Paradies neu erfindet…… oder dass das Paradies in Birgit Borggrebes Bildern lediglich aus Erfindungen besteht oder gar selbst eine Erfindung ist?

Schauen wir uns zunächst die Titel etwas näher an:
Kleine Vogelfreiheit +++ Hinter unserer Welt +++ Fern des Infernos +++ Schön geträumt +++ Wo die Engel tanzen. Es sind Zitate mit religiöser Konnotation, aber auch allgemein philosophische Weltbetrachtungen. Wieder einmal lädt uns Birgit Borggrebe in ihrem neuen Zyklus zu einer Reise in unendlichen Bildwelten ein. Die Bilder erzählen Geschichten, alltagstaugliche und persönliche, Geschichten von anderen Welten, auch Paradiesen. Dazwischen setzt sie Irritationen, gesellschaftspolitische Themen wie über die Entfremdung und deren Auswirkungen. Intuitiv nimmt Birgit Borggrebe die wenig gefälligen Themen wie Krieg, Zerfall oder Stillstand auf und arbeitet sie im Prozess der Malerei bildnerisch heraus.
Das Bild hat so beide Interpretationsmöglichkeiten, es ist Abbild eines Wunsch-Paradieses (eine Erfindung) und zugleich eines gefährdeten Paradieses, unserer Welt.

Den Malprozess beschreibt Birgit Borggrebe sowohl als eine Reaktion auf Vorgefundenes, wie ein Nachdenken über Malerei, bei der auch immer eine Art „geplanter Zufall“ eine Rolle spielt.
Sie greift dabei auf unterschiedlichen Techniken zurück: Malerei, Fotografie und Siebdruck, nimmt Fragmente aus dem Internet und überlagert sie experimentell miteinander. Die Kraft, sich zur Sehnsucht nach Paradiesen, Freiheit, Glück in ihren Bildern zu bekennen, macht sie zu einer besonderen Vertreterin unter den Malerinnen. Seelenzustände wieder gespiegelt am Himmel, das Leben als großer Lehrmeister in der Ordnung des Universum – Birgit Borggrebe fordert uns damit auf, in unsere eigenen Seelenlandschaften, unser Innerstes zu schauen, von dem viele Menschen heute leider getrennt sind, jeder auf seine Weise, durch Ablenkung, Ängste, Stress.

Von der Architektur zur Malerei wechselnd, arbeitet Birgit Borggrebe seit 1997 als freischaffende Künstlerin in Potsdam und Berlin. Oft malt sie in Diptychen oder Triptychen, sie schafft Bilderzyklen mit den klingenden Titeln wie „Begegnung mit dem Glück“, „Freier Flug“ oder „Zwischen Himmel und Erde“.
Wer ihre Ateliersituation kennt, weiß, woher sie ihre große Inspiration und ihr Wissen über Naturphänomene bezieht.

Birgit Borggrebe schärft uns den Blick auf die kleinen und großen Veränderungen, auf die Bedeutung des zeitgebundenen Irdischen (eine schöne Umschreibung für das Politische) und auf das Nachdenken über die Zusammenhänge mit dem Kosmos.
Ihre Bilder spiegeln Bewegung, handelnde und geschehende Bewegung, in der Drehung der Erde um die Sonne, in den Jahreszeiten. Wir können uns darauf einlassen und besinnen …. auf das Werden und Vergehen, Vergänglichkeit und Schönheit, auf Himmel, Infernos und Engel ……und eben auf Erfindungen vom Paradies.

Isolde Nagel, Berlin/Potsdam Juli 2010